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Deserteursdenkmal

Angefeindet, diffamiert und erst nach 60 Jahren rehabilitiert: Den Verfolgten der NS-Militärjustiz in ganz Österreich ist dieses Denkmal gewidmet

Während des Zweiten Weltkriegs wurden von nationalsozialistischen Wehrmachtgerichten über 30.000 Todesurteile gegen Soldaten, Kriegsgefangene und ZivilistInnen verhängt, davon schätzungsweise 2.500 gegen ÖsterreicherInnen. Jegliche Form der Widersetzlichkeit oder etwa die Unterstützung von Deserteuren durch zivile Helferinnen und Helfer galt als schweres politisches Delikt und wurde mit härtesten Strafen geahndet. 

Späte Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Justiz

Nach dem Krieg begegnete die Mehrheit der österreichischen Gesellschaft den Überlebenden dieser Verfolgung mit Ablehnung und Feindschaft. Diese Haltung wurde erst im Jahr 2009 im Nationalrat durch das Rehabilitationsgesetz gebrochen. Die rot-grüne Wiener Regierung entschied sich ein Jahr später für die Errichtung eines Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz. Als geeigneter Standort wurde der Ballhausplatz gefunden.

"all" + "alone" – der Widerstand des Einzelnen gegen die Masse

Der deutsche Künstler Olaf Nicolai entwarf ein überdimensionales Steinbild. Es besteht aus einer dreistufigen Treppenskulptur, die ein liegendes "X" darstellt. Das begehbare Denkmal ist zehnmal neun Meter groß. In die Oberfläche wurde eine Inschrift eingelassen. Mit den Worten "all" und "alone" wird ein Gedicht des schottischen Lyrikers Ian Hamilton Finlay zitiert und damit auf den Widerstand des Einzelnen gegen die Masse verwiesen.

Feierlich eröffnet wurde das Mahnmal am 24. Oktober 2014. Es ist den Verfolgten der NS-Justiz gewidmet und ist ein Meilenstein für eine vollständige gesellschaftliche Rehabilitierung von Deserteuren und anderen ungehorsamen Soldaten, aber auch für Angehörige europäischer Widerstandsbewegungen, Kriegsgefangener und ZivilistInnen.

Zitate

  • "Man hat einen gewissen Widerstand entwickelt. Man hat beim Militär allerhand gesehen, was einem nicht gepasst hat. Die rabiate Weise mit den Gefangenen und die Unmenschlichkeit im Gesamten. Dann ist man auf den Gedanken gekommen, da machen wir nicht mehr mit."

    David Holzer (geb. 1923)

Bundeskanzleramt am Ballhausplatz

Heute ist der Ballhausplatz das politische Machtzentrum Österreichs.

Das Palais wurde von einem der berühmtesten Barockarchitekten Österreichs von 1717 bis 1721 erbaut. Lukas von Hildebrandts Bauwerk wurde als Geheime Hofkanzlei errichtet und erhielt erst 1903 sein heutiges Aussehen.

Aus der "Haus-, Hof- und Staatskanzlei" wird das österreichische Machtzentrum

Die österreichische Hofkanzlei verselbstständigte sich zur "Haus-, Hof- und Staatskanzlei" und ist seit 1742 eine eigenständige Behörde. Bereits unter Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II. wurde hier große Politik gemacht.
Auch der "Wiener Kongress” tagte von 1814/15 in diesem Palais. Erst seit 1923 ist hier das Bundeskanzleramt untergebracht. Seither ist der Ballhausplatz das eigentliche Machtzentrum der österreichischen Politik.

Der Juliputsch 1934

Hier versuchten die Nazis das erste Mal in der Geschichte Österreichs an die Macht zu kommen. Zwei als Polizisten verkleidete SS-Leute erschossen den damaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Die Putschisten wurden hingerichtet und so hielt sich der Austrofaschismus in Österreich bis zum Anschluss 1938.

Der "Anschluss” im März 1938

Bundeskanzler Kurt Schuschnigg versuchte, den austrofaschistischen Kurs seines Vorgängers Dollfuß gegen Hitlerdeutschland fortzusetzen.
Am 12. März 1938 kam der Tag der Entscheidung am Ballhausplatz und für Österreich: Schuschnigg hatte vor, am Sonntag, den 13. März 1938, eine Volksbefragung abzuhalten, um über die Unabhängigkeit Österreichs abstimmen zu lassen. Am 12. März 1938 marschierte Adolf Hitler mit seinen Truppen in Österreich ein, die von Teilen der österreichischen Bevölkerung jubelnd empfangen wurden. Am Wiener Heldenplatz verkündete Adolf Hitler den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland. Am 15. März 1938 wurde der Österreicher Arthur Seyß-Inquart mit der Führung der österreichischen Landesregierung beauftragt: Der Ballhausplatz 2 wurde der Amtssitz des Reichsstatthalters und der Abt. I u. II des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten. Seyß-Inquart war einer der Hauptkriegsverbrecher bei den Nürnberger Prozessen.

Der Ballhausplatz nach 1945

Nach der Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft diente der Ballhausplatz zunächst als Sitz für die Provisorische Staatsregierung und ab 20. Dezember ist der Ballhausplatz bis heute wieder der Amtssitz des Bundeskanzlers.

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